Soziale Distanz als Merkmal interethnischer Beziehungen bei deutschen und türkischen Jugendlichen: Unterschiede und Einflussfaktoren
In: Jugendgewalt und Rechtsextremismus: soziologische und psychologische Analysen in internationaler Perspektive, S. 195-208
Die im vorliegenden Beitrag dargestellten Ergebnisse beruhen auf Daten aus dem Forschungsprojekt "Soziale Beziehungen und psychosoziale Befindlichkeit von deutschen und türkischen Jugendlichen" (2000). Im Mittelpunkt der Analyse steht die soziale Distanz, wobei folgenden Fragestellungen nachgegangen wird: Wie stellt sich die soziale Distanz gegenüber verschiedenen fiktiven Zielpersonen als ein zentrales Merkmal interethnischer Beziehungen im Vergleich zwischen deutschen und türkischen Jugendlichen dar? Wie stark ist jeweils die Favorisierung der Eigengruppe gegenüber verschiedenen Zielpersonen ausgeprägt und wovon hängt diese ab? Gibt es auch Jugendliche mit einer Outgroup-Favorisierung? Wie stark ist jeweils der Einfluss ethnozentrischer Fragestellungen und der sozialen Identität auf die soziale Distanz gegenüber Zielpersonen anderer ethnischer Zugehörigkeit? Die Ergebnisse zeigen, dass die sozialen Kategorien der ethnischen Zugehörigkeit und des Geschlechts für die Distanzurteile der befragten Jugendlichen hoch bedeutsam sind und insgesamt ca. ein Drittel der Unterschiedlichkeit in den Urteilen gegenüber den Zielpersonen erklären können. Generelle Unterschiede in den Distanzurteilen, die auf die ethnische Zugehörigkeit der Befragten zurückzuführen wären, sind nicht vorhanden. Deutsche und türkische Jugendliche haben - über alle Zielpersonen hinweg betrachtet - das gleiche Distanzniveau. (ICI2)